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Bau-Boom hält an: 963 neue Wohnungen in Bielefeld gebaut

„Auftragsbücher prall gefüllt“ | Gewerkschaft fordert Lohn-Plus

richtfest
13.05.2021 10:50:00
Presse Archiv

Boomende Baubranche: In Bielefeld wurden im vergangenen Jahr 963 neue Wohnungen
gebaut – in Ein- und Zweifamilienhäusern, in Reihen- und Mehrfamilienhäusern. Das teilt
die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mit. Die IG BAU beruft sich hierbei auf
aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts. Danach flossen für den Neubau in Bielefeld
Investitionen in Höhe von rund 133 Millionen Euro. „Der Boom der Branche hält schon seit
Jahren an. Und es ist kein Ende in Sicht“, sagt Bezirksvorsitzende Sabine Katzsche-Döring.
Die Gewerkschafterin verweist auf einen wachsenden Berg genehmigter, aber noch nicht
fertiggestellter Wohnungen, der zu „prall gefüllten Auftragsbüchern“ bei den Unternehmen
führe: Nach einer Auswertung des Pestel-Instituts wurden in der Stadt zwischen 2011 und
2019 Baugenehmigungen für rund 2.100 Wohnungen erteilt, die noch gebaut werden
müssen.

„Es gibt einen regelrechten Stau am Bau. Maurer, Zimmerleute und Fliesenleger arbeiten
am Anschlag, um die Auftragsflut zu bewältigen. Statt Kurzarbeit und Homeoffice heißt es
bei ihnen: Überstunden und Wochenendarbeit“, so Katzsche-Döring. Die IG BAU
Ostwestfalen-Lippe fordert, die Beschäftigten in der Region an den guten Geschäften der
Firmen fair zu beteiligen.

In der laufenden Tarifrunde setzt sich die Gewerkschaft für ein Einkommensplus von
5,3 Prozent ein. Außerdem sollen die sogenannten Wegezeiten, also die langen, meist
unbezahlten Fahrzeiten zu den Baustellen, entschädigt werden. Darüber hinaus sollen die
Lohnunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland mehr als 30 Jahre nach der
Wiedervereinigung überwunden werden.

 

 

„Bauleute machen einen unverzichtbaren Job: Sie schaffen dringend benötigten
Wohnraum, halten Straßen und Brücken instand, bauen Gleise und errichten Windräder“,
betont IG BAU-Verhandlungsführer Carsten Burckhardt. Zugleich habe die Baubranche die
Binnenkonjunktur im Corona-Krisenjahr 2020 entscheidend stabilisiert und einen noch
stärkeren Einbruch verhindert. „Es ist überfällig, dass die Arbeitgeber diese Leistung
anerkennen“, so Burckhardt. Die Beschäftigten erwarteten ein kräftiges Lohn-Plus und
einen Ausgleich für die oft stundenlange Pendelei zu den Baustellen – „das ist Zeit, in der
sie ihre Familie nicht sehen, um für den Chef unterwegs zu sein“.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden im vergangenen Jahr 306.376 neue
Wohnungen in Deutschland fertiggestellt – ein Plus von 4,6 Prozent gegenüber dem
Vorjahr. Damit wurden so viele Wohnungen neu gebaut wie seit 2001 nicht mehr. Die
Statistikbehörde geht zudem von bundesweit rund 780.000 genehmigten Wohnungen aus,
die erst noch gebaut werden müssen. Dieser sogenannte Bauüberhang habe ein
Rekordhoch erreicht. Laut Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) stieg der
Umsatz der Branche im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf 143 Milliarden Euro.

Die Tarifverhandlungen zwischen der IG BAU und den Arbeitgebern gehen am 21. und
22. Juni in Mainz in die zweite Runde.